Die Heldenreise / Veränderungsprozesse

Was wir von Luke Skywalker und Rocky Balboa lernen können.

In jedem Unternehmen kommt irgendwann der Zeitpunkt für Veränderungsprozesse. Ein Punkt an welchem ein Umbruch ansteht. Sei es ein neues Projekt, eine organisatorische Umstrukturierung oder ein personeller Veränderungsprozess – solche Entwicklungen gehen immer mit Konflikten, Widerständen und starken Emotionen einher.

Wind of Change

Konflikte und Widerstände sind aber den meisten Menschen eher unangenehm. Und gerade viele Führungskräfte haben zu Recht viel Respekt davor. Deswegen werden Widerstände im Unternehmenskontext, gern unter der Decke gehalten oder versucht tot zu schweigen. Aber genau diese Widerstände sind maßgeblich wichtig für den späteren Erfolg eines Projektes. Daher dürfen wir ihnen einen konkreten Platz einräumen, die Konflikte sozusagen direkt schon in das Skript oder in die Methode einbauen, damit Sie ihren Nutzen voll entfalten können.

Anhand der Heldenreise können Unternehmen Veränderungsprozesse erfolgreich gestalten ohne Konflikten aus dem Weg gehen zu müsen. Dabei werden narrative Visionen im Stil der mythologischen „Heldenreise“ für Prozesse oder Projekte entwickelt. Das hilft dem Unternehmen oder dem Team dabei Ziele und Widerstände zu definieren, Blockaden aufzulösen und neue Perspektiven für betriebliche Problemstellungen zu finden.

Und um das besser verstehen zu können, lassen Sie uns einen Blick auf Helden und ihre Reisen werfen.

Ein Ausflug in die Mythologie

Ein Blick in die Mythologie zeigt, dass es Helden seit Jahrtausenden gibt. Schon immer gibt es Geschichten rund um Personen, die „ihrem Ruf“ folgen, sich mutig Herausforderungen stellen, Änderungen vollziehen und sich mit aller Willenskraft für die Erfüllung ihres Anliegens einsetzen. Heldenreisen zeichnen sich vor allem durch die immer ähnlichen Figuren und Situationsabfolgen aus.

Eine Heldengeschichte läuft grundsätzlich immer in drei Etappen ab:

  • Aufbruch

Der Held verlässt seine gewohnte Welt, denn das Abenteuer ruft ihn. Er muss die Schwelle einer außergewöhnlichen Welt überschreiten, um sich auf die Reise zu begeben.

  • Initiation

Es folgt der Weg der Initiation. Er trifft auf einen Mentor, Verbündete und Feinde und muss viele Herausforderungen meistern. Die größte ist die, sich seinen inneren Ängsten und Geheimnissen zu stellen. In der Regel trifft der Held auf ein Hindernis oder einen Tyrannen. Oft muss er oder ein Teil von ihm sterben, um neu geboren werden zu können. Schließlich erhält er als Belohnung ein Elixier, das er zurück in seine Ursprungsgemeinschaft bringt.

  • Rückkehr

Die letzte Phase ist die Rückkehr. Denn sein Handeln ist nicht individuell. Seine Reise hat eine kollektive Bedeutung: Er muss die Gesellschaft retten, aus der er stammt.

 

Der amerikanische Mythenforscher Joseph Campbell (1904 – 1987) hat als ein Grundmuster von Mythologien das Motiv der Heldenfahrt erforscht. Den Ablauf einer Heldenfahrt hat er in 12 Stationen gegliedert. Diese Ausarbeitung wurde von zahlreichen Therapeuten und Coaches, wie z.B. Paul Rebillot, zu einem psychologischen und initiatorischen Training weiterentwickelt.

Heldenreise-Unternehmen weiter entwickeln

Die 12 Stufen der Heldenreise nach Joseph Campbell

1. Die gewohnte Welt

In der gewohnten Welt fühlst Du Dich wohl. Du weißt genau, was wie abläuft und was als nächstes ansteht. Du fühlst Dich sicher und hast keine Angst vor Überraschungen.

2. Ruf zum Abenteuer

Der Ruf zum Abenteuer kann ein Impuls von außen, eine Anweisung, eine Bitte oder auch eine eigene Sehnsucht sein, die gestillt werden möchte. Wenn Du den Ruf hörst, weißt Du, dass Du Deine Komfortzone verlassen und Neues ausprobieren musst.

Tipp: Wer dem inneren Ruf nicht folgt, hört ihn immer wieder.

3. Verweigerung des Rufs

Veränderungen sind für Menschen oft nicht leicht, denn sie bedeuten Kontrollverlust. Und so kommt es, dass man aus Angst vor dem Ungewissen oft nach Ausreden oder Entschuldigungen sucht, um doch in der alten sicheren Welt zu bleiben.

4. Begegnung mit dem Mentor

Ein Mentor ist eine Person, die Dich unterstützt und Dir bei Deinem neuen Weg mit Rat und Tat zur Seite steht. Oft hat diese Person bereits Erfahrung in dem Bereich gesammelt hat und damit genau das Wissen hat, dass Dich in Deinem Wachstum fördert.

Zum Beispiel stehen wir Expertinnen der Incompany GmbH gerne als Mentoren mit Rat und Tat bei Veränderungsprozessen zur Seite.

5. Überschreiten der ersten Schwelle

Du bringst den Stein ins Rollen und kannst damit Deine Entscheidung nicht mehr revidieren. Du gibst alles damit sich neue Türen öffnen und wahrscheinlich musst Du sogar alte Türen aktiv schließen. Es gibt kein Zurück. Dies ist der metaphorische Übertritt in die besondere Welt, den zweiten Akt Deiner Reise.

6. Bewährungsproben, Verbündete, Feinde

Auf Deiner Reise lernst Du viele neue Menschen kennen. Menschen, die Dir wohlgesonnen sind und Dich unterstützen. Aber auch Menschen, die Dich als Bedrohung ansehen, weil Du z.B. ihren Platz einnehmen oder sie überholen könntest. Es ist wichtig, dass Du Dich abgrenzt und Deine Ziele verfolgst. Dabei wirst Du Dir Feinde machen, aber auch neue Verbündete gewinnen.

7. Vordringen in die tiefste Höhle

Nun hast Du den Durchblick! Du siehst das große Ganze und stehst Deinem größten (inneren) Feind gegenüber. Das Vordringen in die tiefste Höhle ist der Schritt kurz vor dem Showdown.

8. Entscheidungskampf

Auge um Auge, Zahn um Zahn – jetzt geht es um alles! Die größte Veränderung in Deiner Heldengeschichte findet statt. Die Situation, vor der Du am meisten Angst hattest, ist nun eingetroffen. Aber: ohne Schmerz keine Verwandlung!

9. Belohnung und Ergreifen des Schwerts

Du hast gewonnen und bekommst als Belohnung das „Elixier“. Du weißt nun, was Du künftig tun möchtest und siehst wieder klarer. Du fühlst Dich frei und kraftvoll. Dein Selbstvertrauen ist gewachsen.

10. Rückweg

Auch der Rückweg kann steinig sein. Mit der Belohnung, neuen Erkenntnissen und neuem Selbstwertgefühl geht es zurück in die gewohnte Welt. Erneut musst Du Zweifel und Ängste überwinden und Dich dem Abenteuer zuwenden.

11. Erneuerung/Verwandlung

Du kommst zuhause an und Deine besten Eigenschaften verschmelzen mit den neu gewonnenen Fähigkeiten. Das Gute siegt.

12. Rückkehr mit dem Elixier

Jetzt kannst Du all das, was Du auf Deiner Reise gelernt hast in Dein Leben integrieren. Dadurch wird Dein Leben besser. In vielem wird ein neuer Sinn erkennbar. Mit der gelösten Aufgabe schließt sich der Kreis.

Aber: Helden sind individuell und nicht alle folgen dem vorgegebenen Weg. Daher hat Paul Rebelliot „Die Heldenreise“ als Konzept für ein gestalttherapeutisch orientiertes Gruppenseminar weiter entwickelt, dass auch heute noch international erfolgreich ist.

„Wir alle können Helden sein.“– David Bowie

„Die Heldenreise“ nach Paul Rebelliot

Paul selbst studierte Philosophie und Theaterwissenschaften und arbeitete als Ressigeur, Schauspieler und Ausbilder. Nach einer eigenen Lebenskrise setzte er sich mit der Selbstfindung auseinander. Auf seinem Weg der Persönlichkeitsentwicklung traf er auch den Mythologen Joseph Campbell. Sein Werk „Der Heros in tausend Gestalten“ wurde zu einer inspirierenden Quelle für Pauls´s eigene Heldenreise. Er hat danach seinen Selbsterfahrungsprozess im Buch ”Die Heldenreise – das Abenteuer der kreativen Selbsterfahrung“ beschrieben.

Im Konzept von Rebelliot teilt sich die Heldenreise in folgende Etappen:

  1. Der Ruf
  2. Widerstände und Hindernisse
  3. Begleiter: Unterstützer, Mentoren, Ressourcen
  4. Hindernisse überwinden
  5. Ängste: Die Konfrontation der „eigenen Heldenseite“ mit der „eigenen Dämonenseite“
  6. Belohnung: Klärung der eigenen Kräfte
  7. Rückkehr mit mehr Klarheit, Sicherheit und Offenheit
  8. Meister zweier Welten

Die Strukturen der Heldenreisen von Paul Rebillot und Joseph Campbell sind deutlich unterschiedlich. Bei Rebillot z.B. sind vor allem die Schritte bis zur ersten Schwelle sehr ausgeprägt, da es in seinem Seminarkonzept vor allem um die persönliche Transformation nach der Konfrontation mit den inneren Widerständen geht.

Ob in Mythen, Romanen und Filmen oder auch in Videospielen (hier auch „Quest“ genannt), begegnen uns auch heute laufend Heldenreisen, die uns in ihren Bann ziehen und auf spannenden Wegen zu neuen Erkenntnissen mitnehmen.

Und auch in der Musikwelt finden sie ihren Platz. So wird im Superhit „Bad“ von Pop-Legende Michael Jackson von der Konfrontation mit der eigenen dunklen Seite gesungen.

 

Niemand wird als Held geboren

Trifft man heute auf Personen, die eine Heldenreise durchlebt haben, spricht man dabei von Veränderungskompetenz und Innovationsfähigkeit – zwei Werte, die auch in erfolgreichen Unternehmen unabdingbar sind.

Das besondere der Heldereise als Methode im Unternehmenskontext ist also: Wir können in einem gesteuerten und sicheren Umfeld Teamresilienz aufbauen. Das hießt, möglichst viele Fehler machen, scheitern und möglichst viele Widerstände bewusst machen. Um dabei zum einen Veränderungskompetenz und Innovationsfähigkeit zu lernen und zu üben. Und zum anderen neue Fähigkeiten zu entdecken und mit gelösten Aufgaben den Kreis wieder zu schließen.

In Veränderungsprozessen brauchen wir gute Visionen um eine gemeinsame erfolgreiche Mission zu haben. Und wie in Campbells Schritt Nr. 4 „Begegnung mit dem Mentor“ beschrieben, sollte man sich unbedingt einen Mentor suchen, der einen unterstützt. Als Experten für Team-, Organisations- und Persönlichkeitsentwicklung begleiten Wir Sie gern auch durch ihren Veränderungsprozess. Gemeinsam bringen wir den Stein ins Rollen!

Passende Blogartikel

Dieser Blogartikel könnten Sie auch intressieren:

Meetings effektiver gestalten

Meetings effektiver gestalten

Meetings effektiver gestalten. Treffen Sie sich nur oder arbeiten Sie schon? Mit der Kanban-Methode bekommen Sie ein einfaches und sehr effektives Tool, um die Arbeit im Team noch besser und vor allem zeitsprender zu machen. Klingt gut? Dann gehts hier zum Blogartikel >>>

mehr lesen
Feedbackkultur

Feedbackkultur

Gute Feedbackkultur ist eine der wesentlichen Kompetenzen von empowerter Teams. Hier zeigen sich die zugrundeliegenen Einstellung aller Teammitglieder und es kann ein Katalysator für gemeinsames Lernen sein. Und Lernen wiederum, ist die Voraussetzung für Agilität, Veränderung und Innovation. Was es dafür braucht erfahren Sie hier im Blogartikel >>

mehr lesen